Röchling-Bank

Das 1954/55 von der Völklinger Hütte unter französischer Sequesterverwaltung in der Rathausstraße errichtete Verwaltungsgebäude beherbergte einige Werksabteilungen, etwa die Bauabteilung, sowie eine Bankfiliale und erfüllte die Ansprüche der Zeit. Die Stahlbeton-Skelettbauweise war kostengünstig, solide und erlaubte eine kurze Bauphase. Die Raumanordnung nach US-Vorbild mit Großraumbüros, Besprechungsräumen und Einzelbüros nur für die Abteilungsleiter sowie die funktionale Ausstattung mit Schallschlucksystem, doppelverglasten Fenstern und in die Decken integrierten Heizungen waren Insignien der modernen Arbeitswelt. Der siebengeschossige Bau sollte repräsentativ und eine Bereicherung für das Stadtbild sein. Die Bankfiliale in den beiden unteren Etagen wurde zunächst von der Banque nationale pour le commerce et l’Industrie (BNCI) betrieben. Diese hatte in Folge des Zweiten Weltkriegs die Bank der Gebrüder Röchling mit Stammhaus in Saarbrücken unter Zwangsverwaltung genommen. Mit der Eingliederung des Saarlandes an die Bundesrepublik wurde die Enteignung aufgehoben und das Bankhaus Röchling konnte seine Geschäftstätigkeit – auch in Völklingen – wiederaufnehmen.

Während im Keller der Bank finanzielle Schätze in Tresorschließfächern lagerten, fanden sich im 1960 fertiggestellten, als Zwillingsgebäude direkt angebauten neuen Werkskasino Schätze ganz anderer Art. Ein Depot für 20.000 Flaschen Wein, eine hochmoderne Küche, Gaststätten- und Gesellschaftsräume, acht Hotelzimmer und eine Kegelbahn boten ideale Voraussetzungen für geselliges Beisammensein und rauschende Feiern – insbesondere für Lobbyisten. In dem Repräsentationsbau empfing die Werksleitung hochrangige Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik wie Willy Brandt oder Hans-Dietrich Genscher. Nüchterner als im unteren Gebäudeteil ging es ab dem dritten Stockwerk zu, wo wie im Nebengebäude Büros des Hüttenwerks untergebracht waren.