Um die gefeierte neue Filminstallation EUPHORIA von Julian Rosefeldt, die im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ihre institutionelle Europapremiere hat, entspinnt sich eine große Werkschau des Künstlers. Bekannt ist Rosefeldt international insbesondere für seine visuell opulenten und virtuos choreografierten Filminstallationen. JULIAN ROSEFELDT.
WHEN WE ARE GONE präsentiert sieben seiner zum Teil raumgreifenden Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren an eigens ausgewählten Orten in und unter der mehr als 6.000 Quadratmeter großen Gebläsehalle mit ihren gigantischen Maschinen und Schwungrädern: In der Wechselwirkung von Kunst und Industriekultur wird ein eindrucksvolles Panorama des Anthropozäns erfahrbar. Eine Rückschau auf unsere Geschichte und Gegenwart —WHEN WE ARE GONE.
EUPHORIA (2016 – 2022) stellt als künstlerische Tour de Force durch die Geschichte des Kapitalismus die Frage, warum dieser bis heute alternativlos zu sein scheint. Drummer geben den Takt an, ein Jugendchor singt: So wird die bildstark umgesetzte Textcollage aus Zitaten von Adorno, Virginie Despentes und Einstein bis zu Michel Houellebecq und Snoop Dogg zur veritablen Film-Oper.
A Park Avenue Armory Production
by Julian Rosefeldt
Commissioned and Produced by Park Avenue Armory
Co-Commissioned by Holland Festival, Ruhrtriennale Festival of the Arts, and Rising
In Association with Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Title: Euphoria
Writer, Director, Producer: Julian Rosefeldt
Music composed by Samy Moussa
Additional music by Cassie Kinoshi
Performed by the Singers of the Brooklyn Youth Chorus
and Terri Lyne Carrington, Peter Erskine, Yissy Garcia, Eric Harland, Antonio Sanchez
with Giancarlo Esposito, Virginia Newcomb, Ayesha Jordan, Kate Strong, Jeff Wood, Erik Hansen, Tim Williams, Jeff Burrell, Robert Bronzi, Rocio Rodriguez-Inniss, Dora Zygouri, Esther Odumade, Tia Murrell, Asa Ali, Luis Rosefeldt, Richard Siegal, Nena Sorzano, Corey Scott-Gilbert, Jared Brown and the Voice of Cate Blanchett
PENUMBRA (2019 – 2022) — ebenfalls eine institutionelle Europapremiere — blickt in eine unbestimmte Zukunft: In außergewöhnlicher Entschleunigung entdecken wir einen Planeten, überfliegen dessen Wüstenlandschaften und tauchen schließlich durch die Baumkronen einer waldigen Oase in Slow-Motion-Bilder eines rauschhaften Rave ein. Großes Finale der Menschheit? Endzeitvision?
IN THE LAND OF DROUGHT (2015 – 2017) verweist bereits auf das Thema von PENUMBRA, spielt jedoch näher an unserer Gegenwart. Die Installation fesselt als machtvoll-meditativer Abgesang auf unser menschengemachtes Zeitalter: Drohnen-Aufnahmen zeigen Laboranzugwesen in den Resten unserer Zivilisation — den Filmkulissen der Antike in Nordafrika sowie den Abraumhalden des Ruhrgebiets.
THE SWAP (2015), gedreht im Berliner Westhafen, scheint auf den ersten Blick ein actiongeladener Gangsterfilm zu sein. Die permanente Wiederholung der filmischen Stereotypen von Koffertausch, Waffenritualen und qualmenden Autoreifen verweist jedoch auf die Allgegenwart von Kriminalität und die faktische Absurdität der undurchschaubaren Finanztransaktionen des globalen Handels.
DEEP GOLD (2013 / 2014) schreibt die surreale Filmkunst Luis Buñuels fort. Ein männlicher Protagonist verirrt sich in eine bizarr-anspielungsreiche Welt von Lust und Begierde, in der der Feminismus bereits gesiegt hat. Das Revival der 1920-er Jahre in Berlin wirkt wie eine Utopie und zugleich ein Tanz auf dem Vulkan, grundiert von Trommelwirbeln, Tango, Peaches und Wagner-Arie.
UNKNOWN SOLDIER (2007) stellt schon im Titel einen direkten Bezug zu den weltweiten Denkmälern für unbekannte Soldaten her, doch kehrt es diese um in ein filmisches Antimonument. Blitzartig aufleuchtendes Licht zeigt einen Mann in Uniform im freien Fall ins Nichts. Julian Rosefeldts UNKNOWN SOLDIER ist angesichts der Kriegsrealität in Europa von trauriger Aktualität.
Die mit Piero Steinle realisierte Film- und Toncollage MEINE KUNST KRIEGT HIER ZU FRESSEN – HOMMAGE À MAX BECKMANN (2002) pointiert mit historischen Filmsequenzen zu den Schlachten des I. Weltkriegs, dem Variété der Roaring Twenties, den Luftkämpfen im II. Weltkrieg und der Stadt New York Motive für das Schaffen des Malers und evoziert zugleich das Stationendrama des 20. Jahrhunderts.
„Selten kam Weltuntergangskino so großartig und intelligent daher. Neun Monate lang im Weltkulturerbe Völklinger Hütte.“
Sabine Willkop, SWR Kunscht, 8.12.2022
„Großes Kino – im wahrsten Sinn des Wortes. Kunst mit viel Gehalt, trotzdem opulent und für jeden begreif- und erlebbar. Was will man mehr?“
Barbara Grech, SR 3, 8.12.2022
„Zum zweiten Mal widmet sich ein Großevent in der Völklinger Hütte der Filmkunst. Anspruchsvoll ist die Werkschau von Julian Rosefeldt – und mitreißend.“
Cathrin Elss-Seringhaus, Saarbrücker Zeitung, 9.12.2022
„…Humor kann Rosefeldt durchaus, allerdings schimmert der schwarz. Denn dieser Künstler ist, wie Max Beckmann, dem hier eine Hommage gewidmet ist, wie ein Sänger des schweren, dunklen Lieds hinter der Schönheit.“
Cathrin Elss-Seringhaus, Saarbrücker Zeitung, 9.12.2022
„Spektakulär… Der Besuch der Ausstellung in der Gebläsehalle der Völklinger Hütte ist wie ein Blick aus der Zukunft zurück auf unsere Welt, die völlig auf dem Kopf steht.“
Uwe Loebens, SR Aktueller Bericht, 9.12.2022
„Ein Tiger im Supermarkt oder Menschen in Schutzanzügen in apokalyptischen Landschaften. Es sind verstörende, teils absurde Bilder, mit denen der Berliner Videokünstler Julian Rosefeldt seine Version der Geschichte des Kapitalismus erzählt. Nun widmet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ihm eine große Werkschau.“
Judith Rakers, Tagesschau 24, 10.12.2022
„Dass Rosefeldts Filme gar nicht leerzuschauen sind, weil man ständig neue Anspielungen und Zitate aus Filmgeschichte, Literatur, Philosophie entdeckt, macht sie zu selten gewordenen Gesamtkunstwerken. […] Die Völklinger Hütte, die mehr als 100 Jahre Industrie- und Kapitalismusgeschichte verkörpert, ist außerdem der perfekte Schauplatz für diese Werkschau, die so etwas wie die letzten Tage der Menschheit vorführt – nicht als Tragödie wie bei Karl Kraus, sondern als grandioses Musical, als Weltuntergangsoper mit euphorisierend-erkenntnisfördernden Momenten.“
Rudolf Schmitz, Deutschlandfunk Kultur Fazit, 11.12.1022
„Die Wirkung von Kunst verstärkt sich im Idealfall im Kontext des Ortes, an dem sie gezeigt wird. Einen besser geeigneten Schauplatz als die Völklinger Hütte im Saarland dürfte es für die Filme und Botschaften des international bekannten deutschen Künstlers Julian Rosefeldt daher kaum geben.“
Valerie Blass, Heilbronner Stimme, 13.12.2022
„Einst war die Völklinger Hütte ja eine Herzkammer der Industrialisierung und wurde dann als weltweit einziges vollständig erhaltenes Eisenwerk zum Weltkulturerbe. Ein Denkmal, das aber mehr sein will als nur ein stillgelegter Erinnerungsort. Und so gibt es dort höchst lebendige Ausstellungen: aktuell für die Installationen von Julian Rosefeldt.“
Marietta Slomka, Heute Journal, 19.12.2022
„Die große Werkschau von Julian Rosefeldt, sie vermittelt eine Mischung zwischen Wehmut und Aufbruch – und sie ist aktueller denn je.“
Verena Garrett, Heute Journal, 19.12.2022
„Die jüngste Videoinstallation des in Berlin lebenden Künstlers Julian Rosefeldt mit dem Titel Euphoria versteht sich zugleich als filmisches Kunstwerk, digitales Theater und zeitgenössische Oper. Zu sehen ist sie jetzt als Mittel- und Höhepunkt einer Rosefeldt-Ausstellung in der Völklinger Hütte, einem Monument der industriellen Revolution in der Nähe von Saarbrücken. Eine perfekte Inszenierung: sieben Filminstallationen, eingelassen in die Gebläsehalle mit ihren riesigen Schwungrädern zum Beatmen der Hochöfen, und ein Künstler, der auf der Suche nach der Zukunft die Vergangenheit nie aus den Augen verliert.“
Heinz Peter Schwerfel, DIE ZEIT, 22.12.2022
„Julian Rosefeldt gehört zweifelsohne zu den interessantesten Filmern der heutigen Zeit, nicht ohne Humor: In einer Sequenz schreitet ein zu einer Opernarie singender Löwe durch einen Supermarkt.“
Milan Chlumsky, kunst:art, Januar/Februar 2023
MEINE KUNST KRIEGT HIER ZU FRESSEN – HOMMAGE À MAX BECKMANN
© Weltkulturerbe Völklinger Hütte | Oliver Dietze
MEINE KUNST KRIEGT HIER ZU FRESSEN – HOMMAGE À MAX BECKMANN
© Weltkulturerbe Völklinger Hütte | Oliver Dietze
Bietet Informationen zu allen Videoinstallationen
Kopfhörer im Eintrittspreis inbegriffen
Eigene Kopfhörer mit Kabel (3,5 mm Klinkenstecker)
können mitgebracht werden
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung
Samstag 15 Uhr / Sonntag 11.30 Uhr
(ab 26.12.22) im Eintrittspreis inbegriffen
Sonderführungen für Gruppen
(max. 30 Personen, rund 1,5 Std.) 110 € plus ermäßigtem Eintritt von 15 € pro Person
Anmeldung unter visit@voelklinger-huette.org
Für Schulen und Gruppen auch Führungen vor 10 Uhr buchbar.
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist weitgehend barrierefrei.